Die großen Autohändler 2019: Jürgens Gruppe

Die Jürgens-Gruppe setzt bereits seit drei Jahren ihre Pläne für ein konsequentes Wachstum in allen Bereichen bis 2020 um – dem Jahr, ab dem die neuen Standards der Daimler AG gelten. Dies gelingt nicht nur durch gebietsarrondierende Zukäufe.

kfz-Betrieb | Dezember 2019 | Autor: Stephan Richter

Die Jürgens-Gruppe bleibt realistisch: Denn niemand wisse, ob ein Autohaus in fünf Jahren noch einen stationären Handel benötigen wird oder ob sich der größte Absatzkanal ausschließlich online abspielen werde, sagt Jürgens-Geschäftsführer Tino Schneider. „Trotzdem steht der Kunde auch langfristig im Mittelpunkt unseres Handelns; egal über welche Schnittstelle, egal ob über das Internet oder physisch – das darf keinen Unterschied machen. Alle Informationen und Dienstleistungen müssen sowohl off- als auch online zur Verfügung stehen. Jeder Prozess muss in allen Kanälen abrufbar und authentisch sein.“ Dieses Engagement verknüpft der Händler mit den neuen Anforderungen von Mercedes-Benz, sei es REXBase, REX Growth, die Markenarchitektur 2020 oder der Onlinedienst „Mercedes Me Connect“. Alles Projekte, bei denen Jürgens eine Vorreiterrolle einnimmt und jeden bisher gültigen Prozess im Umgang mit seinen Kunden infrage stellt. „Der Handel muss sich eher früher als später auf den Wandel der Autobranche einstellen“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung Frank Döhring. Damit dies gelingt, hat das Unternehmen seine Verkaufsgebiete über alle Sparten hinweg neu strukturiert und besetzt, eine eigenständige Flottenabteilung etabliert und das Daimler-Vermietungskonzept MB-Rent eingeführt.

2020 sollen 14.000 Fahrzeuge verkauft werden

Nicht zuletzt hat die Übernahme der Bald AG im vergangenen Jahr zu einem ordentlichen Schub innerhalb der Gruppe geführt. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2020 14.000 Fahrzeuge in allen Bereichen zu verkaufen.Die Jürgens-Geschäftsführung hat früh erkannt, dass Mitarbeiter mit Ergebnisverantwortung keine Kapazitäten für Arbeitsgruppen oder langwierige Diskussionen haben. „Die Kollegen sind doch jetzt schon zu 120 Prozent eingespannt. Diesen Druck wollten wir nicht noch weiter erhöhen“, sagt Döhring. Daher gründete Jürgens zur internen Vorbereitung neuer Prozesse die neue „Business Intelligence Group“(BIG). Deren Aufgabe ist es, eine Vielzahl von Prozessen in den Hintergrund zu verlegen, zu zentralisieren und den Kunden gezielter zu betreuen. „BIG wird gesteuert über die IT- und Organisationsabteilung. Sie erstellt Konzepte und stellt diese dann den verantwortlichen Spartenleitern vor. Dann führen die BIG Kollegen die neuen Prozesse in den jeweiligen Abteilungen oder gruppenweit ein. Erst wenn alle Vorgänge reibungslos laufen, übergeben sie die Arbeit an die zuständigen Kollegen“, erklärt Geschäftsführer Daniel Junker.

In BIG koordiniert die Jürgens-Gruppe zum Beispiel ihre gesamte Inbound-Telefonie – betriebsübergreifend. Durch einheitliche Standards möchte das Autohaus jede Kundenanfrage individuell analysieren und an den richtigen Ansprechpartner weiterleiten sowie zugleich Marketingmaßnahmen aus Vertrieb und Service direkt ins Erstgespräch einbinden. „Dadurch nutzen wir bereits bei einer standardisierten Terminvereinbarung die Chancen und Potenziale des Kundeanliegens optimal“, ergänzt Daniel Junker. Des Weiteren soll BIG die telefonische Erreichbarkeit sicherstellen und die Betriebssparten durch eine kampagnenbasierte Outboundtelefonie unterstützen. Nach BIG arbeitet die Autohausgruppe an einer neuen Business Unit speziell für die Serviceannahme: dem Major Accounting Center (zentrale RAA). Das erklärte Ziel lautet, die Hektik bei der Fahrzeugannahme nochmals zu reduzieren, indem die Serviceberater den Großteil der Verwaltungsarbeiten ins Backoffice verlegen; ebenfalls eine Prozessanforderung des REX-Base-Programms und der Ausrichtung auf die digitale Zukunft (MAR2020) seitens Daimlers. „Zukünftig werden die Aufträge in den Betrieben anhand eines festgelegten Standards sortiert sowie geprüft und anschließend in ein digitales Workflow-System eingescannt“, sagt Daniel Junker.

Näher am Kunden

Um die neue Ansprache und die neuen Prozesse im Autohaus wahrzunehmen, muss der Kunde jedoch erst einmal über die Türschwelle treten. Daniel Junker stellt daher die Frage, ob in Zeiten eines florierenden ECommerce feste Öffnungszeiten noch zeitgemäß wären: „Wir sprechen davon, dass künftig Drohnen die bestellten Waren zum Kunden liefern. Und dann sollen wir Zeitfenster sowie Ort und Abgabe von Kundenfahrzeugen vorgeben? Ist ein Werkstattbetrieb von 7 bis 18 Uhr noch eine Dienstleistung oder eine Einschränkung für unseren Kunden?“ Daher entwickelt das Unternehmen seine Business Unit „Service-Factory Jürgens“ weiter.

Bei Jürgens steht jedoch nicht nur der Kunde im Mittelpunkt: Frank Döhring sieht den Schlüssel zum Erfolg vor allem in seinen Mitarbeitern. „Nicht zuletzt sind sie es, die unser Familienunternehmen mit Leben füllen, die für Qualität und freundlichen Service sorgen. Sie arbeiten mit an einem produktiven und partnerschaftlichen Klima und vertreten gegenüber unseren Kunden die Werte und Ansprüche unseres Hauses. Damit sind die Mitarbeiter für die Jürgens-Gruppe von großer, wenn nicht sogar größter Bedeutung.“ Nur durch die Leistung, die Motivation, das Engagement und die Loyalität des gesamten Teams habe es das Unternehmen so weit gebracht, betont Döhring: „Dieser Spirit spiegelt sich auch im Verhältnis der Inhaber und der Geschäftsführung zu den Mitarbeitern wider. Es gibt keine Gegensätze, wir sehen uns als Partner der Mitarbeiter.“ Für den weiteren Erfolg sei es daher wichtig, dass dieses gute Miteinander auch in Zukunft Bestand habe, um das Erreichte zu bewahren und für die Zukunft zu sichern.

Copyright ©2020- Vogel Communications Group

Link zum Beitrag auf Vogel Portal