Die "Einstiegsqualifizierung" bei der Jürgens GmbH

Dass Schulnoten nicht alles sind, beweist das Förderprogramm "Einstiegsqualifizierung" der Agentur für Arbeit. Die Jürgens GmbH unterstützt in Kooperation mit der Agentur für Arbeit die Förderung von jungen Menschen und sieht Talente und Fähigkeiten.

Hagen. Jugendliche und junge Erwachsene, die es in der Vergangenheit schwieriger hatten, bekommen eine zweite Chance in der Berufswelt. Einer davon ist Thomas Faraone. Er ist Kfz-Azubi des Autohauses Jürgens in Hagen. Seit 2004 wird das Menschen wie ihm mit dem Programm der sogenannten Einstiegsqualifizierung – kurz „EQ“ – ermöglicht. Ein betriebliches, vergütetes Langzeitpraktikum vor einer Ausbildung mit einer Mindestdauer von sechs bis zu maximal 12 Monaten. Hierbei wird in aller erster Linie nicht auf die Schulnoten

und Abschlüsse geschaut, es soll hinter die Fassade geblickt werden. „Wir müssen zusehen, dass die Begabung nicht nach Schulnoten bewertet werden soll“, erklärt Michael Stechele, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Hagen. Heimische Betriebe melden nach zwei schwachen Corona-Jahren deutlich mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Aktuell stehen 597 offenen Ausbildungsstellen 601 junge Ausbildungssuchende gegenüber. In Hagen sind das 18,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In diesem Jahr sind es 98 junge Menschen die ihre Ausbildung im Anschluss beginnen können. 

Soziale Verantwortung 

Die EQ ist also ein Förderinstrument der Agentur für Arbeit und wird in Kooperation mit dem Autohaus Jürgens in Hagen beispielsweise betrieben. Zweck ist es, Grundlagen für die im besten Fall danach anstehende Ausbildung im jeweiligen Betrieb zu erlangen und an den späteren Beruf herangeführt zu werden. Teilnehmer können also nachholen, was ihnen fehlt. „Wir haben eine soziale Verantwortung und eine Verantwortung für den Betrieb. Wir tragen so unseren Teil dazu bei, soziale Integration in unserer Gesellschaft gelingen zu lassen“, sagt Frank Döhring, Geschäftsführer des Autohauses. Insgesamt kommt das Autohaus Jürgens an seinen Standorten auf 180 Auszubildende, in Hagen sind es 27. Man kann sich also im Betrieb selbst ausprobieren, herausfinden was einem liegt und hat außerdem eine Auswahl zwischen mehreren Berufen im Betrieb vom Kfz- Mechatroniker aller Art, Fachkräften für Lagerlogistik bis hin zum Bürokaufmann oder -frau und mehr. „Wir ziehen so Personal nach und die Azubis kommen in ihr Tun rein“, so Frank Döhring. Die EQ sei außerdem für alle Berufe geeignet, Konzentration liege aber auf den technischen Berufen, so Michael Stechele. 

Aktive Kontaktaufnahme 

Klar ist aber, beide Parteien müssen wollen. „Wir kommen aktiv auf junge Menschen zu, vor allem durch Orientierungsveranstaltungen und Beratungsgesprächen – man kann und sollte allerdings auch auf uns zukommen“, sagt Michael Stechele. Zusätzlich geht man innerhalb der EQs auch zur Berufsschule und erhält unter anderem Nachhilfe, beispielsweise um bei Bedarf die deutsche Sprache besser zu lernen. Diese Chance durfte auch Auszubildender Thomas Faraone wahrnehmen. Er kam selbst im Jahr 2015 mit seiner Familie aus Italien nach Deutschland. Zunächst hat der 21- Jährige auf einem Gymnasium einen Förderkurs besucht und anschließend seinen Realschulabschluss absolviert. Im kommenden Januar beendet er nun seine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker. Heute sagt er: „Ja, ich fühle mich integriert. Ich habe gelernt und lerne stetig dazu, das gibt ein Gefühl von Sicherheit.“

 


Quelle: Westfalenpost Nr. 157, Juli 2022