v.l.n.r.: Dirk Matschke (Verkäufer Nutzfahrzeuge bei Mercedes Jürgens), Michael Hauswirt (Berufskraftfahrer der Firma Bohmer) und Corinna Bunte (Redakteurin der Lüdenscheider Nachrichten)
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Unser Nutzfahrzeuge-Spezialist Dirk Matschke hat es selbst getestet: Biegt der Lastwagen rechts ab, während der Fußgänger im toten Winkel steht, erfasst ihn das Radarsystem und der Fahrer bremst ab.
Seit gut 30 Jahren sitzt Michael Hauswirt Tag und Nacht „auf dem Bock“ – eine Zeit, in der sich für ihn als Berufskraftfahrer einiges geändert hat. Seit zwei Jahren steuert der 50-Jährige den Mercedes Actros, seine „weiße Lady“, wie er den Milchtransporter der Breckerfelder Firma Bohmer liebevoll nennt, und kennt die Zugmaschine wie kaum ein anderer. Dass er sich auch in Sachen Sicherheit auf sein 150 000 Euro teures Arbeitsgerät verlassen, kann, das verdankt er den Entwicklern von Daimler-Benz. Denn mit modernsten Assistenzsystemen ist der Hersteller seinen Konkurrenten voraus. ABS, ESP, Notbrems-Assistent – Daimler ist der Vorreiter in der Branche, wenn es um technische Finessen zur Unfallvermeidung geht. Während die drei vorgenannten Systeme längst Standard sind, sind Mercedes-Fahrer ihren Kollegen in einem Punkt erneut weit voraus: 2022 soll eine Abbiegehilfe Pflicht werden, die vor allem Radfahrer und Fußgänger, aber auch den Auflieger und nicht zuletzt die wertvolle Fracht besser schützt. Daimler bietet die Aufrüstung schon seit Herbst 2016 optional an. Vereinfacht gesprochen, übernimmt ein vor der zweiten Achse rechts angebrachtes Radarsystem im toten Winkel die Sicht für den Fahrer. Soll heißen: Nähert sich beispielsweise ein Fußgänger von hinten oder von der Seite so an,dass ihn der Steuermann in den großen Außenspiegeln nicht sehen kann, gibt das System frühzeitig optisch (gelb) und akustisch eine Warnung aus, auf die der Fahrer reagiert. Sowohl die Warnleuchte in der Nähe der A-Säule als auch eine entsprechende Warnanzeige im Fahrerdisplay leuchten rot auf, sobald eine Kollision droht; der Signalton, für den auch Radio und Telefon gemutet werden, ertönt, der Bremsfuß kann arbeiten – und das alles in Sekundenschnelle und sowohl am Tag als auch bei Dunkelheit. Das schützt auch vor drohenden Schäden, wenn der LKW zu nah an Schild, Ampel oder geparkten Wagen unterwegs ist. „In Städten wie Köln“, weiß der weit gereiste „Milchkutscher Michael“, „ist das System Gold wert“ – die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit mit bei Abbiegemanövern verunglückten Radfahrern geben ihm da Recht. Rund 1500 Euro kostet die Nachrüstung des Systems für die Actros-Modelle, klärt Dirk Matschke, Nutzfahrzeuge-Verkaufsberater bei Mercedes Jürgens an der Heerwiese, auf. Und: „Die Summe wird sogar noch gefördert.“ Gemessen am Nutzen für Firma, Fahrer und Verkehrsteilnehmer sowie am Kaufpreis für die Zugmaschine wohl eher eine Kleinigkeit.
Technische Features gehen in Serie
Wer wie Michael Hauswirt weiß, wie träge ein 18-Tonner im Ernstfall sein kann, freut sich über die neueste Technik aus dem Hause Daimler-Benz. Neben dem Abbiegeassistenten hat der Hersteller im Portfolio seiner Sicherheitssysteme auch sogenannte MirrorCams, also Kamerasysteme, die die großen Außenspiegel links und rechts ersetzen. Im neuen Actros 5 gehört das System zur Serienausstattung, von der Dirk Matschke geradezu begeistert ist. Für Aerodynamik, Sicherheit und Fahrzeughandling ist die MirrorCam ein enormes Plus. Das System bietet eine stark verbesserte Rundumsicht und besteht aus zwei außen am Fahrzeug angebrachten Kameras und zwei 15 Zoll großen Displays an den A-Säulen im Fahrerhaus. Zudem vermeidet das System auch einen weiteren Schwachpunkt einer Standard-Zugmaschine: Die großen Außenspiegel schränken beispielsweise im Kreisverkehr die Sicht des Fahrers ein. Die MirrorCams sitzen oberhalb der Tür – und verlangen dem Fahrer lediglich eine gute Einschätzung seiner Fahrzeugbreite ab. Mit dem neuen Active Drive Assist, der in allen Geschwindigkeitsbereichen selbsttätig bremsen, Gas geben und lenken kann, dem Active Brake Assist 5, der neuen Generation des Notbremsassistenten, und vielen weiteren Serien- und bestellbaren Features verbessert Daimler-Benz seine Sicherheitssysteme für Berufskraftfahrer weiter – und das lange bevor der Gesetzgeber sie zur Pflicht macht.